Factfulness: Wie Fakten uns Hoffnung schenken

Wieso Schimpansen mehr über die Welt wissen als wir und wie wenig Ahnung World Leader haben!

Hans Rosling hatte eine Mission: er wollte herausfinden, wie gut die Menschen eigentlich über die Welt wissen. Daher sammelte er daher über Jahre verteilt Fakten, die er immer wieder, zusammen mit seinem Team, auf den neuesten Stand brachte und befragte Menschen aus Ländern aller Kontinente. Das Ergebnis waren 13 Faktenfragen, die er so z.B. auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos stellte. Was passiert nun, wenn man die Ergebnisse dieser Umfragen nun mit einer rein zufälligen Auswahl vergleicht (Rosling beschreibt hier die Auswahl, die  Schimpansen treffen würden, wenn die Antwortmöglichkeiten A, B und C auf Bananen geschrieben und als Antwort gewertet würden, je nachdem welche der drei Bananen der Affe sich nach dem lauten Vorlesen der Frage durch den Professor als nächstes schnappt: Prozentual liegt diese zufällige Erfolgsquote also bei 33% pro Frage)? Dies tat Rosling 2015 beim Weltwirtschaftsforum in Davos.
Um zu sehen, wie es um das Wissen der mächtigsten und einflussreichsten Persönlichkeiten der Welt gestellt ist, stellte Rosling genau diesen Menschen (Vorstände, Unternehmer, UN-Vertreter, Forscher, Aktivisten, etc.) drei seiner Faktenfragen: über Armut, Bevölkerungswachstum und Impfraten. Das Ergebnis: Leute, die Zugang zu sämtlichen aktuellen Daten und Beratern hatten, die sie immer wieder auf den neusten Stand bringen konnten, antworteten bei zwei der drei Fragen wesentlich schlechter als Schimpansen, die diese anhand der zufälligen Auswahl ihres nächsten Snacks beantwortet hätten (S. 22f. in Factfulness).

Wie uns unsere Instinkte immer wieder einen Streich spielen!

Was nun besorgniserregend und erschrecken klingt, beschreibt Rosling als ein ganz natürliches Phänomen, vor dem wir alle nicht geschützt sind. Es sind unsere Instinkte, die uns einen Streich spielen und von denen Factfulness zehn an der Zahl beschreibt. Vom “Instinkt der Negativität” (negativity bias)*, über den “Instinkt der Verallgemeinerung” bis hin zum “Instinkt der Dringlichkeit” erklärt Rosling hier eindrucksvoll und mit anschaulichen Beispielen untermalt, die verschiedenen Instinkte, deren Untersuchung ihren Ursprung in der Kognitionswissenschaft hat.

Zahlen, ja! Ausschließlich Zahlen, nein!

Besteht die Lösung für ein entspannteres und angstfreies Leben nun darin, für sämtliche Fragen, zum Beispiel über Flugzeugabstürze, oder die Anzahl der Lebewesen auf der Liste der gefährdeten Tierarten, einfach die vorliegenden Zahlen und Daten auswendig zu lernen? Die Antwort lautet nein, wie Rosling im Zuge seines Kapitels zum “Instinkt der einzigen Perspektive” anführt. So erklärt er beispielsweise, wie der ehemalige Premierminister Mosambiks den wirtschaftlichen Fortschritt seines Landes nicht nur anhand unpräziser Daten über seine Nation (wie z.B. das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf) sondern ihn zum Großteil daran erkennt, wie viel mehr Menschen sich Schuhe leisten konnten um sie zu den  Demonstrationen zu tragen und wie weit der Fortschritt der Baustellen im Land ist (S. 233). Es kann natürlich nicht Schaden ein paar Grundlegende Fakten zu kennen, wie z.B. das 84% der einjährigen Kinder weltweit mittlerweile gegen bestimmte Krankheiten geimpft sind (Deutschland schnitt bei dieser Frage mit 6% richtiger Antworten miserabel ab) oder das  85,3% der Weltbevölkerung einen gewissen Zugang zum jeweiligen nationalen Stromnetz haben (22% richtige Antworten in Deutschland), allerdings lässt sich damit alleine die Welt nicht verstehen (S. 320ff.). Vielmehr ist es wichtig mit offenen Augen durch das Leben zu gehen und sich nicht von schlimmen Nachrichten abschrecken zu lassen, sondern den stetigen Fortschritt Tag für Tag zu erkennen und wert zuschätzen. Oder wie Rosling in diesem Kapitel feststellt: “Die Welt lässt sich nicht ohne Zahlen begreifen, sie ist aber auch nicht alleine über Zahlen zu verstehen” (S. 246)

Was Factfulness im Alltag bedeutet!

Hans Rosling beschreibt in seinem Buch Factfulness. Wie wir lernen die Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist, welches er zusammen mit seinem Sohn Ola Rosling und seiner Schwiegertochter Anna Rosling Rönnlund verfasst hat und das seine beiden Co-Autoren nach seinem Krebstod im Jahr 2017 veröffentlicht haben, wie wir immer wieder durch unsere Instinkte getäuscht werden und wie unbegründete Ängste und Stresssituationen daraus entstehen. Es ist ein Buch, das vor allem eines macht: Hoffnung. Eine Sache, die ich mir persönlich immer wieder in Erinnerung rufen möchte ist diese: Viele Dinge (z.B. Gleichberechtigung, extreme Armut, Naturkatastrophen, etc.) sind beides: besser und schlecht. Zwar gibt es hier noch viel arbeit zu tun, allerdings zeigt sich, dass sich die Situationen stetig verbessern. Von Jahr zu Jahr gibt es weniger Menschen die in extremer Armut leben müssen, mehr junge Mädchen, die in die Schulen gehen können und weniger Tote durch Naturkatastrophen. Das sollte uns Hoffnung machen und Motivation geben, für die Arbeit die auf die Menschheit zukommt. Wir können tatsächlich die Welt verbessern! Was wir einfach alleine schon daran erkennen, dass dies bereits seit Jahren geschieht.

*[Den “negativity bias” habe ich ich bereits in meinem Review zu Rutger Bergman’s Im Grunde gut beschrieben: Ihr findet das komplette Review unter der Rubrik Lifestyle mit dem Titel “Im Grunde gut: Über ein realistisches Menschenbild und wie Macht  korrumpiert!”]


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